Gamification heißt der Trend, der viele Ausbildungsanfänger seit dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres beschäftigt. Gamificaton meint spielerisches Lernen mittels Lern-App für Computer oder portable Mobilgeräte beziehungsweise die Durchsetzung des Arbeitsalltags mit Spielelementen. Im Ausbildungsjahr 2015/2016 und in Zukunft wird spielebasiertes Lernen in Ausbildung, Weiterbildung und dem Betriebsalltag zunehmend an Bedeutung gewinnen.
Autoren wie Nora Stampfl (Inhaberin des „f/21 Büro für Zukunftsfragen“ in Berlin) und Wissenschaftler wie Professor Horst Wildemann von der TU München befassen sich mit dem Phänomen Gamification. Potenziale freilegen und ausschöpfen: Lesen Sie, wie „Gamification“ die Arbeitswelt erfasst!
Lerner & Mitarbeiter spielerisch motivieren
Ob am PC, im Hobbykeller oder bei einem Gesellschaftsspiel – wir zocken, daddeln und tüfteln für unser Leben gerne. Dass solche Kindereien in Ausbildung und Arbeit keinen Platz haben, ist eine veraltete Annahme. Gamification-Konzepte fußen auf dem Faszinosum Spielen. Die neue Welt des Arbeitens und Lernens weiß Spielelemente geschickt für sich zu nutzen. Sie kommen mittlerweile in Bereichen zur Anwendung, die bisher nicht mit Spielen in Verbindung gebracht wurden. Mit Spielmechanismen wie Punkten, Levels und Highscores erleichtern sie den Zugang zu Prozessen und steigern bestenfalls die Langzeitmotivation.
Die Wirtschaft veranlasst Menschen mit den typischen Spielmechanismen zu einem bestimmten Verhalten. Nora Stampfl, Autorin des Buches „Die verspielte Gesellschaft“, sieht in Bonusprogrammen wie dem Vielfliegerprogramm der Lufthansa eine Frühform der Gamification: „Das beinhaltet Spielelemente wie das Sammeln von Meilen, den Aufstieg in eine neue Statusebene und das Einlösen von Punkten.“
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Als Bestandteil von Aus- und Weiterbildung ist Gamebased Learning deshalb heute so wertvoll, weil es den Lerner in seinem individuellen Tempo lernen und spielerisch in die digitale Welt hineinwachsen lässt. Mit dem Aufstieg auf die Welle der Gamification gelingt Betrieben der Einstieg in die digitale Welt. Viele Unternehmen und Universitäten haben diesen Schritt bereits erfolgreich getan, Schulen und Berufsschulen ziehen nach. Besonders breiten Einsatz findet Gamification im Bereich Marketing.
Gamification im Personalrecruiting
Die Relevanz von Gamification ist keinesfalls nur in den Bereichen Marketing und Bildung hoch, auch Personalrecruiter setzen vermehrt Spiele ein. Dies geschieht in Form von Online-Aufgaben die in der Bewerber-Vorauswahl oder dem Assessment Center von Stellenanwärtern zu lösen sind.
Für einige angenommene Bewerber bleiben Spiele auch weiterhin Bestandteil ihres Berufsalltags. Schon seit einiger Zeit dienen Spielelemente in Betrieben nämlich der Mitarbeitermotivation. Beispielhaft dafür ist der Wettbewerb unter Mitarbeitern im Vertrieb. „Dabei wird derjenige belohnt, der die meisten Abschlüsse hat,“ erläutert Stampfl. Auch könnten komplette Arbeitsprozesse spielerisch aufgebaut werden.
Durch Spielifizierung Produktkosten senken
Professor Horst Wildemann untersucht an der TU München die Einsatzmöglichkeiten von Gamification in Unternehmen: „Wir befassen uns seit einiger Zeit mit dem betriebswirtschaftlichen Nutzen von Spielifizierung.“ Eines seiner Forschungsprojekte beleuchtet den Bereich Cost-Engineering. In diesem geht es darum, Bauteile und Produkte möglichst kosteneffizient zu konstruieren. „Gemeinsam mit Unternehmen versuchen wir mit Hilfe von spielerischen Elementen bestehende Produkte zu verbessern,“ erklärt Ingenieur und Betriebswirt Wildemann.
Während des Projekts nutzen teilnehmende Firmen eine Plattform, welche von den Forschern entwickelt wurde. Diese versetzt die Projektteilnehmer in eine Spielsituation, welche anreizt, an Problemlösungen zu arbeiten. Je nach Problemstellung wendet sich das Spiel an Unternehmensmitarbeiter oder Firmenkunden und lässt einen digitalen, interaktiven Wettbewerb entstehen. Die Spieler stellen Ideen ein und bewerten Ideenvorschläge von Mitspielern. Gerade bei Konzernen wie dem in das Projekt involvierten Autozulieferer „Mann + Hummel“ ist die so wachsende „Ideendatenbank“ enorm. Schließlich haben laut Johannes Lampert (Leiter der Produktentwicklung in Markhofen) alle 16.000 Konzernangestellten Zugang zur Plattform.
Durch den offenen Ideenaustausch auf der Plattform kann der Konzern das Wissen seiner Mitarbeiter spielerisch anzapfen. Bei dem Entstehungs- und Bewertungsprozesses kristallisiert sich die beste Idee heraus und Kosten für Produkte können gesenkt werden.
Unternehmen erkennen Gamification Potenziale
Gamification im Arbeitsalltag ist noch jung, doch immer mehr Firmen entdecken schon jetzt ihre Chancen. Ein gutes Spiel müsse zum Mitmachen anregen, so Trendexpertin Stampfl. Nur auf diese Weise erhalte es die Spannung über eine längere Zeitspanne hinweg.
Gamification-Forscher Wildemann bringt es auf den Punkt: „Man muss den Intellekt der Menschen ansprechen und ihnen etwas zu tüfteln geben.“ Somit sei speziell der technische Bereich hervorragend für Spielifizierung geeignet. Weitere Elemente zum Erfolg von Gamification seien eine optimal gestaltete Spielumgebung sowie die Anerkennung durch Firma und Kollegen.
Bahnbrechende Erfolge in der Wissenschaft
Ein herausragendes Beispiel für das Potenzial von Gamification in der Wissenschaft ist das Projekt „Foldit“. „Dabei wird die Molekülstruktur von Proteinen durch eine Art 3D-Tetris entschlüsselt,“ erklärt Stampfl. Mehrere tausend Teilnehmer helfen durch Online-Basteleien beim Generieren großer Datensätze, die Wissenschaftlern anschließend als eine Arbeitsgrundlage dienen. Auf diese Weise gelang es bereits, die Struktur eines Proteins zu entschlüsseln, welches an der Entstehung von AIDS beteiligt ist.
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