Inhaltsübersicht
- 1 „Wir leben keine klassische Drei-Phasen-Biografie sondern Multigrafien“
- 2 Was müssen Unternehmen den zukünftigen Generation bieten, um sie für sich gewinnen zu können?
- 3 Und woher kommt dieser Wertewandel Ihrer Meinung nach?
- 4 Deine Mitarbeiterschulungen sind zeitaufwändig und ineffizient?
- 5 Und andersherum gedacht: Was haben die Millennials denn als Arbeitskräfte zu bieten?
- 6 Welche Unternehmensstruktur benötigen Millennials dafür?
Im Interview: Dr. Steffi Burkhart, Vertreterin und Expertin für die Generation Y
Am 8. November 2018 spricht Dr. Steffi Burkhart auf der Mainzer Impulskonferenz TALENT THINKING über den Einfluss sechs globaler Megatrends auf das Arbeiten und Lernen der Zukunft. Mehr Informationen und Tickets für die TALENT THINKING gibt es hier: www.talent-thinking.de.
„Wir leben keine klassische Drei-Phasen-Biografie sondern Multigrafien“
Wer sich mit dem Thema „Lernen und Arbeiten in der Zukunft“ beschäftigt, der kommt auch nicht um die Auswirkungen des Generationenwandels herum. Sobald die Babyboomer-Generation in den kommenden Jahren nach und nach in den Ruhestand gehen wird, sind die Millennials am Zug. Die jungen Arbeitskräfte prägen als Generation Y (*1980-1995), und Generation Z (*1995-2010) ein neues Verständnis von Arbeit und Leben, Unternehmen müssen sich darauf einstellen. Der Fachkräftemangel fördert den „War of Talent“, weshalb es für Betrieb wichtig ist, zu verstehen, was die nachwachsende Generation an zukünftigen Fach- und Führungskräften sich wünscht. Was zeichnet diese Generation aus? Was erwartet sie vom Arbeitsleben? Und wie kann man sie erreichen? Darüber sprachen wir mit Dr. Steffi Burkhart, Vertreterin und Expertin für die Generation Y. Am 8. November wird sie auf der Konferenz TALENT THINKING in Mainz neue Impulse setzen.
Was müssen Unternehmen den zukünftigen Generation bieten, um sie für sich gewinnen zu können?
Steffi Burkhart: Die Vertreter der Millennials-Generation leben andere Werte als andere Generationen zuvor. Das hat eine Befragung der Boston Consulting Group mit 200.000 Jobsuchenden in 189 Ländern bewiesen: Die drei wichtigsten Punkte für junge Bewerber sind Wertschätzung ihrer Arbeit, gute Beziehungen zu Kollegen und Work-Life Balance. Das Gehalt kommt erst an achter Stelle. Uns geht es mehr um Kooperation, Partizipation, Interaktion, Teamarbeit und gute Kommunikation. Unternehmen müssen sich deshalb auch mehr zu „caring companies“ entwickeln, wenn sie ihre guten Mitarbeiter halten wollen. Und so wie wir im Kundenbereich von Customer Happiness und einer Best Customer Journey sprechen, muss auch das HR anfangen, Mitarbeiter als Kunden zu verstehen und mehr in „Wie erreichen wir eine Best Employee Journey“ zu denken.
Und woher kommt dieser Wertewandel Ihrer Meinung nach?
Deine Mitarbeiterschulungen sind zeitaufwändig und ineffizient?
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Anders als viele unserer Eltern leben wir keine klassische Drei-Phasen-Biografie sondern Multigrafien: zwischen Vollzeitfestanstellung, Selbstständigkeit, Teilzeitanstellung, Sabbaticals, Auslandsaufenthalte und Branchenwechsel. Wir werden wohl die erste Generation sein, die vermutlich 6-8 Mal ihren Job wechseln wird. Wir leben eher im Zickzack und wollen uns horizontal entfalten, statt uns über Jahre hinweg mühselig auf der vertikalen Karriereleiter hoch zu schuften. Wenn wir das Bedürfnis haben, woanders ein besseres Arbeitsumfeld anzutreffen, uns besser entwickeln zu können oder mehr Wirkkraft erzeugen zu können, dann sind wir ganz schnell weg. Derzeit ist das eines der größten Herausforderungen von Unternehmen: „Wie schaffen wir es, die guten Nachwuchskräfte zu halten?“ – Aber vielleicht ist das eine Frage, die aus dem Modus der Erfahrung resultiert. Vielleicht brauchen wir neue Fragen, um neue Lösungen auf neue Probleme zu finden.
Und andersherum gedacht: Was haben die Millennials denn als Arbeitskräfte zu bieten?
Steffi Burkhart: Die Millennials haben die Deutungshoheit über die wichtigste Massentechnologie unserer Zeit, dem Internet. Das heißt, quantitativ sind wir zwar in der Minderheit, qualitativ aber eine sehr wichtige Generation. Diese Deutungshoheit strahlt auf Bereiche wie die Wirtschaft, Politik und gesellschaftliche Meinung aus. Es sind die Millennials, die das Thema der Digitalisierung und die Ausbreitung in neue Geschäftsmodelle mit vorantreiben – aber dazu muss man junge Menschen in die Lage versetzen, ihr Potenzial auch einbringen zu können.
Welche Unternehmensstruktur benötigen Millennials dafür?
Es geht um einen kulturellen Wandel in der Unternehmenskultur, Kicker oder Yoga Einheiten sind viel zu kurz gedacht. Es geht um mehrere Shifts: Von Hierarchie hin zu mehr Netzwerk, von Profit hin zu mehr Purpose, hin zu mehr Transparenz und gleiche Bezahlung unter Geschlechtern und weg von zu viel Kontrolle hin zu mehr Empowerment. Um an oben anzuknüpfen: Vielleicht müssen Unternehmen von der bisher bekannten Fragestellung abweichen, sich zu fragen, wie sie Fachkräfte langfristig binden können. Vielleicht müssen wir neu denken und neu handeln und uns die Frage stellen: Wie arbeiten wir zukünftig zusammen? Müssen wir die Zusammenarbeit zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber neu denken? Ich bin stark der Meinung: Ja, wir müssen anfangen neu zu denken und die Beziehung zueinander neu interpretieren. Und etwas breiter gedacht, plädiere ich außerdem für eine Jugendquote in Spitzenpositionen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Millennials, wenn Sie die Möglichkeit bekämen, ihre Potenziale einzubringen und zu entfalten, sowohl eine ganz andere Politik fahren würden als auch die digitale Transformation der Wirtschaft schneller voranbringen könnten. Am 8. November 2018 spricht Dr. Steffi Burkhart auf der Mainzer Impulskonferenz TALENT THINKING über den Einfluss sechs globaler Megatrends auf das Arbeiten und Lernen der Zukunft. Mehr Informationen und Tickets für die TALENT THINKING gibt es hier: www.talent-thinking.de.