Inhaltsübersicht
- 1 Was hat sich mit der Digitalisierung der Arbeits- und Lebenswelt in den Personalabteilungen deutscher Unternehmen geändert?
- 2 An was fehlt es?
- 3 Und was ist dafür nötig?
- 4 Deine Mitarbeiterschulungen sind zeitaufwändig und ineffizient?
- 5 Personaler sollten also die Freiheit bekommen, ihrer Intuition mehr zu vertrauen?
- 6 Das wird für viele Unternehmen ein mutiger Schritt sein.
Interview mit Recruiting-Experte Henrik Zaborowski
Unternehmen haben zunehmend Schwierigkeiten passendes Personal zu finden. Der Grund dafür liegt auch an den HR-Abteilungen selbst, die selten einen Blick auf den Menschen hinter dem Lebenslauf setzen. Der Recruiting-Experte Henrik Zaborowski spricht sich für ein zeitgemäßes Recruiting aus, dass die Talente von Mitarbeitern besser nutzt. Am 8. November ist er als Speaker auf der TALENT THINKING zu Gast.
Was hat sich mit der Digitalisierung der Arbeits- und Lebenswelt in den Personalabteilungen deutscher Unternehmen geändert?
Zumindest für das Recruiting kann ich sagen, dass Unternehmen (gezwungenermaßen) kommunikativer geworden sind. Die gängigen Social Media Kanäle werden bespielt und für den Austausch genutzt und Unternehmen präsentieren sich offensiver als Arbeitgeber. Inzwischen hat auch fast jedes Unternehmen ein Bewerbermanagementsystem, was die saubere Bearbeitung der Bewerbungen erheblich erleichtert und Fehler vermeidet. Dazu kommen die Möglichkeiten von Recruiting Analytics, die aber bisher nur wenige Arbeitgeber wirklich für sich erschließen. Und auch dann bleibt noch die Frage, was sie mit dem Wissen, das Big Data ihnen verschafft, machen.
An was fehlt es?
Der Mensch muss mehr in den Vordergrund rücken. Die Personalauswahl funktioniert immer noch wie vor 50 Jahren: Es werden vor allem die Lebensläufe studiert und dann die Bewerber eingeladen, die anhand von Fachwissen oder harten Faktoren wie offiziellen Abschlüssen am besten passen. Das hat früher funktioniert, als es noch 100erte von Bewerbungen auf eine Position gab. Das ist aber inzwischen nicht mehr der Fall und darum können wir uns das auch nicht mehr leisten.
Und was ist dafür nötig?
Deine Mitarbeiterschulungen sind zeitaufwändig und ineffizient?
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Die HR Experten müssen im Bewerbungsprozess die Kandidaten herauspicken, die das nötige Können für den Job mitbringen. Auch wenn das nicht sofort erkennbar ist. Dazu müssen sie den Menschen hinter den Abschlüssen, Titeln und Berufsstationen erkennen oder zumindest erahnen. Das ist der Kern des Talent Managements. Und weil sich Können nicht unbedingt aus einem Lebenslauf erkennen lässt, müssen Unternehmen anfangen, Fragen zu stellen. Meinetwegen in Form eines Fragebogens, auf dem Bewerber sich individuell äußern: Wie kannst du uns beweisen, dass du die geforderten Tätigkeiten beherrschst? Was ist deine Motivation für den Job? So bekommt vielleicht der IT-Quereinsteiger die Chance, seine erfolgreichen Projekte vorzuweisen, auch wenn er keinen Informatik-Abschluss vorweist. Er kann aber trotzdem der perfekte Bewerber sein.
Personaler sollten also die Freiheit bekommen, ihrer Intuition mehr zu vertrauen?
Ob Intuition hier hilft, ist vermutlich sehr von der jeweiligen Person abhängig. Der Punkt ist doch: Bei einem Fachkräftemangel muss der Fokus darauf liegen Mitarbeiter zu finden, die sich langfristig an ein Unternehmen binden wollen und motiviert an die Arbeit gehen. Die Motivation ist ein wesentlicher Faktor, nicht das Fachwissen. Wenn wir beim IT-Quereinsteiger bleiben: Wenn er trotz fehlender Nachweise für seine Hard Skills den Job bekommt, wird er extrem motiviert sein und sich beweisen wollen. Und dankbar dafür, dass der Arbeitgeber ihm die Chance gibt, das zu machen, wozu er Lust hat. Umgekehrt: Wie motiviert ist wohl die neu eingestellte IT-Fachkraft, die bei einem Jobwechsel den selben Job macht wie die letzten fünf Jahre beim vorherigen Arbeitgeber?
Das wird für viele Unternehmen ein mutiger Schritt sein.
Es ist eine Frage von Vertrauen. Ich muss mich mit dem Menschen beschäftigen um ihm zu vertrauen bzw. um ihm den Job zuzutrauen. Das ist bei Fremden naturgemäß schwer, aber grundsätzlich funktioniert Recruiting nur über Vertrauen. Und die Arbeitgeber leben es ja auch. Mit ihren internen Mitarbeitern. Ich kenne beispielsweise den Fall einer hervorragenden Fachkraft, die im Vorstandsstab eines Unternehmens tätig war und zur Leiterin Recruiting befördert wurde. Das Fachwissen musste sie sich aneignen, aber alle wussten, dass sie die nötigen Skills mitbringen würde. Und so müssen auch Personaler die Möglichkeit haben, neue Mitarbeiter nach einem umfassenderen Gesamteindruck auswählen zu dürfen. Und dann müssen sie den Kollegen helfen, richtig im Job und im Unternehmen anzukommen. Denn ob jemand Erfolg in seinem Job hat, hängt ja nicht nur von seinem Können ab, sondern auch von den Umständen, die er bei seinem Arbeitgeber vorfindet.
Auf der Impulskonferenz TALENT THINKING in Mainz wird Henrik Zaborowski die Keynote zum Thema „Talent Management neu gedacht – vom Elitedenken in die breite Unternehmenspraxis“ halten. Mehr Information zur Konferenz zum Arbeiten und Lernen der Zukunft gibt es hier.
Mehr Informationen zur TALENT THINKING 2018.